Himmel auf Erden
Wenn wir von himmlischer Musik oder himmlischem Essen schwärmen, dann ist das ein Ausdruck grosser Verzückung. Etwas gefällt ausserordentlich gut – einfach himmlisch!
Mit diesem «himmlisch» ist nicht der Himmel gemeint, den wir sehen, wenn wir aufblicken. Nicht der, über den Wolken ziehen. An dessen Firmament Sonne, Mond und Erde stehen. Sondern ein anderer Himmel – englisch «heaven» (im Unterschied zu «sky»).
Dieser Himmel aber ist gar nicht leicht zu verorten. Er bezeichnet eine mystische, spirituelle Dimension. Jesus sprach vom «Reich Gottes». Hat dieser Himmel überhaupt einen Ort? Oder liegt er ausserhalb von Raum und Zeit? Finde ich ihn in mir? Ich lese beim Berner Dichterpfarrer Kurt Marti, dass er sich wünschte, dass der Himmel geerdet würde. Ich verstehe darunter: Himmel nicht als Jenseits-Vertröstung, sondern als Diesseits-Trost. Wie kann es aussehen, wenn der Himmel geerdet wird? Vielleicht so: Ich erlebe unverhofft Versöhnung. Ich geniesse Freundschaft. Für einmal zählt nicht das Geld, sondern die Zeit, die mir jemand schenkt. Ich schaue in einen Blick, der mir wie ein Fenster scheint – auf einmal bin ich berührt. Den Himmel auf Erden erlebe ich nicht ständig. Vieles ist so gar nicht himmlisch. Aber wenn ich Ausschau halte, dann begegnet er mir immer wieder. Auch darum geht es kommenden Donnerstag, wenn wir Auffahrt feiern.
Vikarin Dorothee Adrian