In Schaffhausen, wo ich bis zu meiner Pensionierung diesen Sommer tätig war, gibt es eine jahrzehntelange Tradition. Beim Aufgang zum Munot wird jedes Jahr im Eingangsbereich eines alten Weinkellers eine Krippe mit lebensgrossen Figuren eingerichtet. Die Idee für einen solchen «Stall von Bethlehem» hatte die Frau des Unterstadt-Metzgers, welche auch die Ausführung jahrelang mit viel Herzblut besorgte.
Wie es so geht, blieb die Türe ab und zu auch mal über Nacht offenstehen, was einmal dazu führte, dass das Jesuskind gestohlen wurde. Da ging ein Aufschrei der Empörung durch die Unterstadt. Offenbar bedeutet uns der menschgewordene Gott doch mehr als wir sagen können und es ist keineswegs so, dass er uns gestohlen bleiben kann. Hinter der Krippenidylle steckt unsere tiefe Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach Frieden und Versöhnung.
Nach gutem Zureden hat die Enkelin der Metzgersfrau als temporären Ersatz ihre eigene Puppe zur Verfügung gestellt. Ihr Vater, selber gelernter Metzger, führt die Familientradition bis heute weiter, was ausgezeichnet passt – heisst doch Bethlehem auf Arabisch „Haus des Fleisches“. Auf Hebräisch hingegen wird der Geburtsort von Jesus mit „Haus des Brotes“ übersetzt.
Von daher wäre ein Schinkensandwich also durchaus eine Alternative zu den gängigen Weihnachtsessen….
Stellvertreter-Pfarrer Matthias Eichrodt
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