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Der Jö-Effekt

Zu meinem Beruf als Pfarrer gehört, dass Menschen mir Geschichten aus ihrem Leben erzählen. Nicht immer fällt mir darauf eine gute Antwort ein, manchmal gibt es wohl gar keine. Rat- und sprachlos stehe ich da. Dann hilft ein Wörtlein, das eine Berufskollegin mich gelehrt hat: „Jö!“ Die kleine Vokabel passt einfach immer. Jemand erzählt etwas Fröhliches – jö! Ein anderer hat etwas Trauriges zu berichten – jö! Ich höre eine Geschichte, die ich ziemlich schräg finde – jö!

Das Wörtlein verstehen alle. Schon im Babyalter haben wir es gelernt. Unsere Mutter es uns gesagt, um uns zu loben, zu trösten oder einen liebevollen Tadel anzubringen. „Jö“ hat keinerlei Bedeutung und sagt doch so viel: ich höre dich, ich mag dich, du musst keine Angst haben, ich bin ja bei dir – archetypische Bilder von Wärme, Schutz und Bewahrung. Gerne will ich glauben, dass wir dieses Wort nicht nur am Anfang, sondern auch einmal am Ende unseres Lebens hören werden.

Pfarrer Markus Perrenoud