«Geht’s dir besser?»
Über zwei Millionen Menschen in der Schweiz leben mit einer chronischen Krankheit. Da ist die Frage “Wie geht es dir?” viel mehr als eine Floskel und ihre Beantwortung oft schwer. Noch schwerer ist es bei: “Geht es dir besser?” Trotz gutgemeinter Sorge kann mit anklingen: Es sollte dir jetzt aber mal besser gehen. Gesundsein als Normalzustand, Erkrankung als Abweichung. Doch was, wenn Krankheit zum neuen Normal gehört? Mitten in einer Migräne-Episode stosse ich auf den Artikel eines Journalisten, der seine chronische Erkrankung, die Depression, zum Thema macht. Es geht darin um “hilfreiche Sätze”, wenn es ihm schlecht geht. Hilfreich sei etwa, wenn sein Gegenüber einfach anerkennt: “Es geht dir schlecht. Und das tut mir leid.” Oder: “Ich weiss nicht, wie sich das anfühlt. Aber ich glaube dir, dass du gerade das und das nicht kannst.” Oder: “Nimm dir die Zeit, die du brauchst.” Anerkennen der Situation ist oftmals tröstlicher als ein gut gemeintes: “Hoffentlich geht’s dir bald besser!” Für mich ist das Wichtigste, den Kontakt nicht zu verlieren. Zu wissen, dass andere an mich denken. Leben mit Schmerz kann sich sehr dunkel anfühlen. Ein Lichtblick ist dann, von Menschen zu hören: “Ich bin für dich da. Auch wenn es dir nicht besser geht.”
Dorothee Adrian, Vikarin