Es ist Konfitüre-Zeit. Wie alle Jahre wieder stehe ich in der Küche, rüstend, rührend, schöpfend. Momentan sind die Zwetschgen dran, bald schon kommen die Quitten an die Reihe. Ich koche gerne Konfitüre. Am Ende des Tages sehe ich, was ich geleistet habe. In meinem Hauptberuf ist das nicht immer der Fall: ich predige und predige – wo bitte ist das Resultat? Konfitüre ist da ein schöner Ausgleich. Man kann damit fertig werden und ein Häkchen dahinter setzen: Erledigt – ein gutes Gefühl!
Das bringt mich ins Studieren. Wir leben bekanntlich in schwierigen Zeiten (welche Zeiten waren je einfach?), vor lauter unlösbaren Problemen verlieren wir manchmal den Überblick. Da tut es gut, sich ab und zu an Dinge zu halten, die man einfach so erledigen kann: Der Brief, den ich schon lange schreiben wollte – abgeschickt! Das Telefon, das mir auf dem Magen lag – war ja gar nicht so schlimm! Ein freundliches Nicken, ein gutes Wort, eine verschenkte Konfitüre – ein Klacks! Am Abend vor dem Einschlafen schaue ich zurück und bin recht zufrieden.
Ja, so ist es: Die Welt können wir nicht retten, aber im Kleinen doch Grosses bewirken. Jesus findet dafür viel schönere Worte: Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn. Es ist das kleinste unter den Samenkörnern, aber wenn man es ausstreut – erledigt! – dann wächst daraus ein grosser Baum, in dem die Vögel nisten. Und wer weiss, vielleicht kann man aus den Früchten sogar Konfitüre kochen.
Pfarrer Markus Perrenoud