Passionszeit
Zu meinem Beruf als Pfarrer gehört, dass ich immer wieder am Grab stehe und Abschiedsfeiern leite. Für Aussenstehend mag das seltsam tönen: ich mache das gerne. Denn ich habe den Eindruck, damit den Trauernden wirklich helfen zu können. Natürlich liegt das nicht allein an mir, sondern am ganzen Ensemble: die schöne Kirche, die feierliche Musik, die eingespielte Liturgie, die uralten Worte – sie alle geben der Trauer, die ja etwas Amorphes (Gestaltloses) an sich hat, eine lebbare Form. Die Hinterbliebenen müssen in der existentiellen Situation des Abschieds nichts selber tun oder sagen – was für eine Überforderung! –, sondern können sich in Ritualen bergen, die über Generationen gewachsen sind.
Leider nimmt das Wissen darüber ständig ab. Als ich vor 12 Jahren nach Münchenstein kam, feierten wir pro Jahr über 60 Abdankungen, heute sind es noch knapp die Hälfte. Nicht nur aus beruflichem Eigeninteresse finde ich das schade. Ein Kulturgut geht da verloren, von dem wir gerade in schwierigen Lebensmomenten zehren können. In der aktuellen Passionszeit ist diese Kraft eindrücklich erlebbar: Die kommenden Feiertage – Palmsonntag, Karfreitag und Ostern – geben uns mit all ihren Bräuchen eine Handhabe, wie wir auch das Dunkle und Schwere im Leben auf eine gute und hoffnungsvolle Art bedenken und feiern können. Da liegt ein Segen drauf, lassen wir uns darum darauf ein!
Pfarrer Markus Perrenoud