Himmelfahrt
Bald feiern wir Auffahrt, auch Christi Himmelfahrt genannt. Es ist – wir hatten das Thema schon mal – kein einfaches Fest. Als Juri Gagarin im Jahr 1961 vom ersten Weltraum-Flug der Menschheit zurückkam, soll er gesagt haben: «Ich war im Himmel und habe Gott nicht gesehen.» Das mag so stimmen. Umgekehrt stimmt aber auch, dass viele Astronauten und Astronautinnen von Erfahrungen berichten, die man ohne Übertreibung als religiös bezeichnen kann. Von den zwölf Menschen, die bis jetzt auf dem Mond landeten, erlebte die Hälfte eine regelrechte Bekehrung. Die NASA spricht vom «Overview-Effekt»: Auf unserer Welt stossen wir überall auf Grenzen. Dazu gehören Staatsgrenzen, Sprachgrenzen, Kulturgrenzen, ja sogar Kantonsgrenzen! Sie alle fallen weg, wenn man die Erde verlässt und in den Himmel fliegt. Vom Weltraum aus betrachtet sieht man nämlich nur eines: unseren kleinen blauen Planeten, der durch ein gigantisches schwarzes Nichts trudelt – unendlich schön und unendlich verletzlich. Mit einem Blick wird klar: wir sind eine Schicksalsgemeinschaft. Vielleicht will Auffahrt ja so verstanden werden. Der aufgefahrene Jesus Christus lädt uns ein, über unsere grösseren und kleineren Grenzen hinwegzuschauen und seine himmlische Perspektive einzunehmen. Wir sollten diese Einladung sehr ernst nehmen. Schöne Himmelfahrt!
Pfarrer Markus Perrenoud