Vor der Nase
«Wenn du Holz spaltest, bin ich da, und wenn du einen Stein aufhebst, begegnest du mir darunter.»
Dieser Spruch wird Jesus zugeschrieben. Er steht im Thomasevangelium, einer urchristlichen Schrift, die nicht Eingang ins Neue Testament fand und darum als apokryph bezeichnet wird. Mir gefällt der Satz. Er bringt eine Erfahrung zum Ausdruck, die wir kennen: Manchmal muss man das Schöne und Gute gar nicht weit suchen, es liegt direkt vor der Nase. Das Einzige, was es braucht, sind offene Augen und die Bereitschaft, beherzt zuzugreifen. Ich selber habe das so erlebt mit der Ausstellung des Münchensteiner Fotografen Peter Riedwyl, die momentan in unserem Kirchgemeindehaus zu bestaunen ist. Entstanden ist die Idee ganz beiläufig bei Kaffee und Kuchen. Zum goldenen Hochzeitsjubiläum konnte ich dem Ehepaar Riedwyl einen Blumenstrauss der Kirchgemeinde überbringen. Daraus entwickelte sich ein nettes Gespräch, und eines ergab sich aus dem anderen. Vom Blumenstrauss kamen wir zu Blumenfotografien und plötzlich stand die Idee einer Ausstellung im Raum. Und siehe da: Ein Jahr später ist aus der Idee Wirklichkeit geworden – so schön und naheliegend kann Kirche sein!
Pfarrer Markus Perrenoud